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GENAU SO WAR'S...

THAT'S EXACTLY HOW IT WAS...

 

Anlässlich der alljährlichen Beteiligung der Firma Beyschlag an der Münchner Fachmesse „electronica“ sitzen anno 1983 Helmut Düll und ich in den „Drei Rosen“ zum Abendessen. Der Grund: Diskutieren, was nach der Aussichtslosigkeit, ein beyschlaggeeignetes Ultrapräzisionsmeßsystem von einem Messgerätehersteller entwickeln zu lassen, nun zu machen sei. Das von mir untersuchte Philips-TMU genügt nicht unseren Anforderungen. Der Widerstandsbereich wird nicht hinreichend schnell, selbstsicher, messpräzise und immun gegen einwirkende Störungen erfasst. Es enthält keine Steuerungsfunktionen, dafür ein mageres Angebot, mit der EDV Daten auszutauschen. Schon am dritten oder vierten Punkt von zehn in unserer Pflichtenkladde ist bei den Messgeräteherstellern jeder Spezialist gescheitert.
Düll in den „Drei Rosen“ zu mir: Aber Sie trauen sich das zu (fehlt nur noch sein: Selbstverständlich!). Wohl habe ich in vergangenen Jahren vier jeweils verbesserte industriegeeignete Meßsysteme entworfen, aber jetzt diese zehn gepfefferten Pflichtpunkte! Überzeugt, dass Messgerätespezialisten das hinkriegen, habe ich die Anforderungen zu Papier gebracht. Nun doch wieder für eine aufwändige Weltneuheut den Gehirnkasten anstrengen? Neben allen anderen Aufgaben?
Ein Taxi befördert Düll und mich zum „Excelsior“. Wir schnurstracks in die Hotelbar. Zweiundwanzig Uhr, Düll im Stechschritt voran, zweimal großes Bier am Treseneck. Zweimal doppelstöckige Obstler. Wieder Bier und den Anforderungskatalog vor die Nase. Zwei weitere Punkte ausgedacht. Obstler, Bier, eine weitere Idee. Der Obstler schmeckt immer besser. Zwei Uhr, nur wir beide noch mit gelangweilt-schläfrigem Barkeeper hinterm Tresen. Düll fügt die drei neuen Punkte den vorhandenen zu, drückt mir den Zettel in die Hand. Schwankend erheben wir uns, steuern wie verbrüdert (ich 10 Jahre jünger) den entfernten Lift an. Er die Strecke freundschaftlich schrittangepasst neben mir. Zuvorkommender Gutenachtwunsch an mich. Er zur ersten, ich zur zweiten Etage. Frühstück neun Uhr plus akademisches Viertel. Ein aufgeschlossener Düll supergut gelaunt am Tisch. Viel Kaffee. Gemeinsames Taxi zur Messe, dann getrennte Wege. Abends neun Uhr Hotelbar, kein Schnaps, aber Pschorr Bräu. Vor allem: Wir machen das! Er: Wird teuer, was? Ich: Kann man sagen. Er: Sie halten den Kopf hin, dass es klappt! Ich: Wenn's weiter nix ist. Augurenlächeln zwischen uns, man kennt sich eben.
Etliche Monate später, Mitte der 1980er: Die Werkstatt baut viele teure Ultrapräzisionsmeßsysteme. Alle Punkte realisiert, das letzte System arbeitet noch 2018, ich schon 22 Jahre in Pension. Ein neu entwickeltes System hat sich bewährt. Messverfahren: Das von 1983. Beyschlag hat eben bleibend Spitzenleute...
 

On the occasion of the annual participation of the Beyschlag company at the Munich trade fair "electronica" in 1983, Helmut Düll and I sit down at the "Three Roses" for dinner. The reason: To discuss, what to do after the hopelessness of finding a Beyschlag-suitable ultra-precision measuring system to be developed by a measuring instrument manufacturer. The Philips TMU I tested does not meet our requirements. The resistance range is not measured sufficiently fast, reliable, precise and immune to interference disturbances. It does not contain any control functions, but a meager offer to exchange data with the EDP. Already at the third or fourth point of ten points in our must-list every specialist at the measuring instrument manufacturers has failed. Düll in the "Three Roses" to me: "But you have the confidence to do it (the only thing missing is his: That goes without saying!)". In the past years I have designed four improved measurement systems suitable for industry, but now these toughie ten must-have points! Convinced that specialists can do it, I have put these requirements on paper. Now I have to use my brains for an expend on a world novelty again? Aside from all other tasks?
A cab takes Düll and me to the "Excelsior". We go straight to the hotel bar. Ten o'clock late at evening, Düll in the goose step ahead, two large beers at the corner of the bar. Two double-decker fruit liqueurs: "Obstler". Beer again and the list of requirements in front of the nose. Two more points thought up. Obstler, beer, another idea. The Obstler always tastes better. Two o'clock, just the two of us with a bored and sleepy barkeeper behind the counter. Düll adds the three new points to the existing ones, pushes the slip of paper into my hand. We rise, swaying, as if fraternizing (I'm 10 years younger), we head for the distant elevator. He the distance friendly step-adapted beside me. Courteous goodnight wish to me. He to the second floor, I to the third. Breakfast nine o'clock plus the academic quarter. An open-minded Düll in a super good mood at the table. Lots of coffee. Joint cab to the fair, then separate ways. In the evening nine o'clock hotel bar, no schnapps, but beer: "Pschorr Bräu". Above all: We'll do it! He: "Will be expensive, huh?" Me: "You can say". He: "You hold the head out, that it works!" Me: "If it's still nothing more." Knowing smile between us, well, we know each other.
Several months later, in the mid-1980s: The workshop builds many expensive ultra-precision measuring systems. All points realized, the last system is still working in 2018, I already 22 years in retirement. A newly developed System has proven itself. Measurement method: The one from 1983. Beyschlag has lasting top teams, that's all...

 

Jubiläum = Jubiläumsfeier

„Wo bleibt denn Ihr Zwischenbericht...“ – das war die monatliche Ungeduldsfrage der Technischen Geschäftsleitung an alle Entwicklungsabteilungen. „Zwischenberichte studieren verdirbt alles Vertrauen“, hörte man Helmut Düll einmal knurren, da war ihm eine Erwartung nicht erfüllt. Aber er studierte eben und las nicht quer oder drüber hinweg. Und gab es mal nach Feierabend einen großartigen Erfolg zu feiern, dann kam er im zuständigen Labor als primus interpares dazu, hob sein Sektglas und feierte mit.
Die Zeichnung entstand unter den künstlerisch geführten Farbstiften unserer Frau Fiebig, die außerhalb des weiträumigen technischen Bereiches beschäftigt war. Peter Sieberling – der Name steht für 25 Jahre technische Zusammenarbeit mit ihm als Alleinunternehmer.

"Where's your progress report..." – that was the monthly impatient question from the technical management to all the development departments. "Studying interim reports spoils everything" Helmut Düll was once heard to growl that one of his expectation had not been met. But he studied and did not read across or over it. And if there was ever a great success to celebrate after success after work, he would join the lab in charge as primus interpares, raise his champagne glass and joined in the celebration.
The drawing was made under the artistically guided colored pencils of our Mrs. Fiebig, who was busy outside the spacious technical area. Peter Sieberling – the name stands for 25 years of technical cooperation with him as a sole contractor.

 

Entwicklerhieroglyphen

Die Wandtafel wurde durchaus gereinigt, aber es gab termingebundene Stress-Wochen, da musste der Abwischvorgang warten. Was hier als „an die Tafel gekritzelt“ erscheint, das kein Mensch versteht, ist für Erklärung, Erläuterung, Diskussion, Klarwerdung und Debatten unter Insidern so verständlich zu lesen wie ein simpler Zeitungsartikel. Das Zusammenwirken von Mechanik und Elektronik ist hier erkenntlich für jemanden, von dem gesagt werden kann, dass er über eine grundsätzliche Kenntnis von M und E verfügt, zumindest über etwas mehr als einen Schimmer von blasser Ahnung.

The blackboard was cleaned by all means, but there were stressful weeks when the wiping process had to wait. What appears here as "scribbled on the blackboard" which no one understands, is for explanation, elucidation, discussion, clarification and debate among insiders as comprehensible as a simple newspaper article. The interaction of mechanics and electronics is here recognizable for someone who can be said to have a basic knowledge of M and E, at least a little bit more than a glimmer of a faint idea.

 

Entwicklerklartext

Auf der Bürowandtafel bei Litef in Freiburg war stets deutlich lesbar gehalten, was aufgezeichnet war. Warum? In Freiburg besprachen Fachleute keine Probleme diverser Details eines zu entwickelnden Systems, sondern es ging um Schulung und Weiterbildung an bereits existierenden elektronischen, mechanischen und physikalischen Details, und das in Theorie und Praxis. Anmerkung: Piloten und Bundeswehroffiziere wurden in einem perfekt ausgestatteten Schulungsraum unterrichtet, nicht in meinem Arbeitsbereich. Anmerkung: In Heide unterrichtete ich Labor- und Werkstattmitarbeiter im Bereich der neuen Digital- und Prozessortechnik in einem geeigneten Großraum eines firmenzugehörigen Nachbarhauses, und das in Theorie und Praxis an einem eigens dafür zugekauften Demonstrationsmodell für den 16 bit-PACE. In Heide brachte ich Sekretärinnen in einem Schulungsraum das erste PC-Textprogramm PROTEXT nahe. Ich arbeitete an der UNIX-Workstation bereits mit einem der ersten UNIX-Textprogramme, um zahlreiche Entwicklungsprojekte, auch seit langem schon abgeschlossene, in Schrift und Grafik in guter Qualität zu dokumentieren.

The office blackboard records at Litef in Freiburg were always kept clearly legible. Why? In Freiburg experts did not discuss various problematic details of a system to be developed, but it was a matter of training and further training on already existing electronic, mechanical and physical details, and this in theory and practice. Note: Pilots and federal army officers were taught in a perfectly equipped training room, not in my work area. Note: In Heide, I taught laboratory and workshop employees in the field of new digital and processor technology in a suitable large room of a company-owned neighboring building, and that in theory and practice on a demonstration model for the 16-bit PACE, which had been purchased for this purpose. In Heide I taught secretaries in a training room the first PC text program PROTEXT. I was already working at the UNIX workstation with one of the first UNIX text programs in order to document numerous development projects, even those that had been completed a long time ago, in writing and graphics in good quality.

 

Karl-Heinz Funk am REM

Um zahlreiche Qualitätskriterien am Fertigungsprodukt einhalten zu können, bedurfte es der Untersuchungen mit dem Raster-Elektronen-Mikroskop (REM) im Bereich des G-Labors unter Leitung von H.-W. Horstmann (und danach). Der Aufbau, das Verhalten, die Eigenschaften besonders auch extrem dünner Schichten um den Keramikkörper sind in ihren physikalischen und chemischen Realitäten kontinuierlich zu überprüfen bzw. zu erforschen. Karl-Heinz Funk war der erste Fachmann im Umgang mit den Proben am REM und zuständig für die umfangreichen Analysen und Erkenntnisse, die daraus gewonnen werden. „Die machen da nur Widerstände!“ – stimmt, das machen die da. Aber nicht nur. Allerdings viele. Etliche Milliarden per anno. Mit imposanten Prozessanlagen, schnellen Maschinen und ausgefeilter Gerätschaft. Mit nicht wenigen Belegschaftsmitgliedern, die alles können, wofür sie da sind. Kein Widerstand ohne sie. Ohne sie nichts. Gar nichts.

In order to be able to comply with numerous quality criteria on the product, it was necessary to carry out examinations with the scanning electron microscope (SEM) in the G-Laboratory under the direction of H.-W. Horstmann (and afterwards). The structure, the behavior, the properties especially of extremely thin layers are to be continuously checked and investigated in the physical and chemical realities. Karl-Heinz Funk was the first expert in handling the samples at the SEM and was responsible for the extensive analyses and findings obtained from them. "They're just making resistors!" – true, that's what they do there. But not only. However several billion per year. With impressive process plants, fast machines and sophisticated equipment. With not just a few employees who can do everything they are there for. No resistor without them. Nothing without them. Nothing at all.